Zum Anschnitt der Geburtstagstorte – für einen 70. Geburstag

Mehr noch als tausend gute Worte
Sagt zum Geburtstag eine Torte,
besonders, wenn sie außerdem
gemacht ist ganz aus Buttercreme,
mit Schokolade reich verziert,
wie es dem Jubilar gebührt,
mit buntem Zuckerguss verschönt,
von Sahnehäubchen zart bekrönt.

In Schnörkelschrift steht, weils einmal
So Brauch ist, oben eine Zahl.
Ihr werdet sie gewiss schon kennen:
Sonst zählt halt, wie viel Kerzen brennen.
Ein Licht für jedes Jahr des Lebens:
Jahre des Nehmens und des Gebens,
des Glücks und auch der Traurigkeit
bestimmten deine Lebenszeit.

Nicht immer, das ist unbestritten,
ward eine Torte angeschnitten,
manchmal wars ziemlich hartes Brot;
man aß es, wenn auch nur aus Not.
Und doch – verzeiht, dass ich’s erwähne –
Macht hartes Brot auch scharfe Zähne;
Und eh’s ein anderer euch erzählt:
An Biss hat es dir nie gefehlt.

Das Leben kann uns manches lehren,
wenn wir verstehen, uns zu wehren.
Ad eins: Du sollst dich nie belügen.
Ad zwei: Lass dich nicht unterkriegen.
Ad drei: Auch aus dem dicksten Dreck
Zieht man den Karr’n gemeinsam weg.
So bist du denn seit siebzig Jahren
Mit diesen Regeln gut gefahren.

Seh ich die Blick mit Begierde
Sich wenden zu des Kuchens Zierde,
so wollen wir doch nicht vergessen,
bevor wir alle satt uns essen,
zu ehren einen alten Brauch:
Geschnitten werden muss sie auch.
Und diesen ersten schnitt zu führen,
kann nur dem Jubilar gebühren.

Zunächst sind Kerzen auszupusten
(und möglichst, ohne sehr zu husten).
Dann reich ich dir – wen könnt‘ es besser? –
Zum Anschnitt hier das blanke Messer.
Führ es nun mit beherztem Schnitte
Durch des Konditorwerkes Mitte
Und nimm dir selbst das größte Stück –
Wir alle wünschen dir viel Glück.

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GeburtstagGedichte
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