Eine Kreuzfahrt-Gewinnerin

Ich hatt‘ – seit mein Leben als Kind hat begonnen –
noch nie was geerbt und noch nie was gewonnen.
Nur einmal – und das war im letzten August –
da hab‘ ich‘ nen Spruch für die Werbung gewusst:
"Wussten Sie schon", so hab ich gekloppt,
"dass Knoblauch jeglichen Mundgeruch stoppt?"
Die Herrn der Reklame, die hatten geschrieben,
das hätte die Träne ins Auge getrieben.
Die Neuzeit der Werbung, jetzt hätt‘ sie begonnen
und ich eine Kreuzfahrt per Traumschiff gewonnen
Ich sag zu mei’m Gatten; "Jetzt spiel nicht den Schotten,
wir müssen zum MASSA, deine Frau braucht Klamotten.
Auf so einem Traumschiff möcht ich mich nicht schäme,
wir treffen da sicher die Creme de la Creme….,
die Haute Volaute, die Schönen und Reichen,
da muss ich doch auch mein‘ Garderobenschrank zeichen.(zeigen)
Da trägt man zum Frühstück schon Blusen und Röcke,
Bikinis und Tangas zum Sonnen an Decke….
und mittags zum "Lunchen" – wir nennen das essen –
da brauchst du dann Kleider mit allen Finessen
Zum Five-clock-dance-tea gibt’s Cocktailkleidmoden
und abends zum Dinner, da ist es geboten,
als Dame in Abendgarderobe zu speisen,
sonst zählen wir nicht zu den besseren Kreisen
Auf so einem Dampfer, ich will dir’s nur sagen,
da kann man so’n Fummel nur ein einzig Mal tragen.
Jetzt kannst du mal zeigen, was ich dir bedeute,
denn schließlich da sind wir ja vornehme Leute.
Drum brauch ich noch Pelze, Chinchilla und Nerz,
denn vornehme Leute haben vornehme Ferz.
Jetzt fehlt mir natürlich noch was für die Nacht,
ich hab‘ an erotische Strapse gedacht…..
Das Reizklima reizt, das sind keine Fragen,
da sollt‘ man entsprechende Reizwäsche tragen.
Ein durchsichtig‘ Nachthemd, ganz sexy aus Seiden,
das wird eine sinnliche Stimmung verbreiten,
knappe Bh’s und schwarze Dessouse,
diverse Artikel von Beate Uhse.
Ihr wisst das doch selber und werdet’s verstehe,
man brauch halt so Sachen nach vierzig Jahr Ehe
Ich sag zu mei’m Otto; "Gib dir einen Ruck,
mein Hals ist so nackig, jetzt brauch‘ ich noch Schmuck
Schön glitzernde Klunker, denn auffallen will ich,
mein Woolworth-Geschmeide, das ist da zu billig.
Da möcht ich Brillanten, mitsamt Expertisen,
die könnten wir einfach bei Neckermann leasen.
Das ist jetzt die vornehme Art, was zu pumpen,
schau nicht auf den Cent und lass dich nicht lumpen"
Mein Alter, der mault und meckert sofort,
und was wär‘ mit ihm? Sollt‘ er nackig an Bord?
Ich sage: Mein Bester, jetzt sei einmal klug,
hast du nicht dein Frauchen, – ist das nicht genug?
Du hast noch das Hemd mit dem halbsteifen Kragen,
du kannst auch den Frack von der Hochzeit noch tragen,
die Hosen von damals sind zwar etwas korz, (kurz)
die schneiden wir ab und du hast ein paar Shorts.
Man will sich ja auch nicht blamier’n mit dem Gatten,
du kriegst noch’ne Mütz und zwei neue Krawatten,
ansonsten, da hüllst du dich besser in Schweichen, (Schweigen)
zwei Socken zum wechseln, die dürften doch reichen?
Und sollten die wirklich ‚mal irgendwann stinken,
dann tauschst du ganz einfach den Rechten mit’m Linken
Das mit seinen Socken verstand er sofort,
wir waren uns einig und konnten an Bord.
Als erstes wollt‘ ich vom Kapitän wissen,
ob wir uns beim Ablegen anschnallen müssen. –
Mein Gatte der fragt dann, wo wir denn so wohnen?
Wahrscheinlich doch wohl in den teureren Zonen.
"Wo ist unser Deck, das attraktive?
Wir haben’ne Suite mit Sex inklusive…."
Da meint unser Käpten mit hämischer Miene;
"Ach Sie meinen im Keller die Sechserkabine"
Am Abend am ersten, ich sag’s euch ihr Kinner, (Kinder)
da gab’s zur Begrüßung ein Kenn-die-Leut-Dinner. (Candeleigth-Dinner)
"Da geh ich nicht hin", meint mein Ehemann schlicht,
"Was soll ich da dinnern? Ich kenn‘ die Leut nicht"
Ich sag: "Du gehst hin, da gibt’s was zu knabbern,
sei nicht so verfressen und tu nich so schlabbern,
auch wenn dir das Schnitzel bei Kerzenschein schmeckt,
und sprich bitte Hochdeutsch und kein‘ Dialekt,
sauf nich‘ so viel, sonst guckst du verschwommen
und die merken gleich, dass wir aus …..(Ort des Vortrags) kommen"
Dann uns’re Gesellschaft – von Bett und von Tisch.
so jüngere Leute, etwas älter als ich….
das eine waren Grafen, das andere Professors,
man hat’s schon gesehen es war etwas Besser’s.
Und mit dem Herrn Graf, ich hör’s mit Entsetzen,
versucht mein Gebieter als hochdeutsch zu schwätzen.
Ich hör‘ ihn noch sagen: "Oh sehen Sie Hoheit,
wie glatt und wie schön dieses Mittelmeer doleit" (daliegt)
Ich werde die Kreuzfahrt bestimmt nicht vergessen,
wo wir waren, weiß ich nicht, aber toll war das Essen
Schon mittags gab’s immer vom Feinsten das Feinste,
so alles was dick macht, das war das gemeinste.
Nur Delikatessen, es bog sich der Tisch,
zu "Früchten des Meeres" gab’s außerdem Fisch,
mit Aal und mit Lachs und mit Hain, solche Brocken,
garniert mit getrüffelten Seeartischocken.
Nur eins hat gefehlt, das muss ich gesteh’n,
nie hab‘ ich von Kaviar etwas gesehen.
Doch dafür gab’s Brombeeren, so leicht veraspikt,
die wurden als Vorspeis‘ auf Toastbrot verdrückt.
Ich sag‘ zu dem Steward:" Ein Gruß an die Küch‘,
die Brombeeren sind toll, aber schmecken nach Fisch"
Mein Gatte der hat sich, ihr könnt’s ruhig wissen,
am Schenkel vom Lobster ’nen Zahn ausgebissen,
und über die Austern, da war er verbittert,
die sind ihm zweimal im Gaumen zersplittert
Seitdem zog er täglich ab 11 Uhr’nen Flunsch,
er hätt‘ lieber "Handkäs mit Musik" zum Lunch
Wir zählen jetzt auch zu den besseren Kreisen,
doch ist es nicht einfach, so vornehm zu speisen,
bei tausend Bestecken und vielerlei Sitten,
was hatten wir uns die Gesichter zerschnitten
So ließen wir uns auf dem Traumschiff halt schulen,
im Schlürfen der Austern, im Krabben entpuhlen,
im Schnecken enthäusern, die Hummer zu knacken,
Langusten am richtigen Schwänzchen zu packen.
Wir sind sozusagen jetzt echte Gourmets,
– nur noch Fromage und nie wieder Käs
Und eines verspreche ich hier aus der Bütt:
Im nächstbesten Traumschiff da fahren wir mit,
und ihr dürft dabei sein, das ist mein Gebot,
ein Hoch auf die Kreuzfahrt, denn Seefahrt tut Not

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