Die enttäuschte Ehefrau

Mei Nachbare, dui Adelheid,
der klag ich manchesmal mein Leid.
Erzähl ihr, daß mein Friederich,
halt nicht mehr so wie früher ist.

Früher, so vor vierzig Jahr,
als ich noch nicht verheirat war,
da war er auf mich ganz versessen,
hätt mich am liebsten aufgefressen.
Da ist er um mich rumgeschwänzelt,
hat fest gewedelt und getänzelt,
nannte mich sein süßes Mäusle,
war wegen mir ganz aus dem Häusle,
wollt dauernd mit mir in den Schupfa,
und mir da mei Röckle lupfa
Mein Engel hat er mich genannt,
ist wie ein Gockel rumgerannt.

Und was ist nun von dieser Liebe
nach vierzig Jahren übrig blieba?
Heut find der an mir alles mies,
sagt, ich hätte krumme Füss,
sagt, ich hätt ein großes Maul
und an Po wie en Ackergaul.

Mei Nachbare, dui Adelheid
meint, tuscht mir aber leid.
Dei Friederich sollte sich was schäma,
da müsset mir was unternehma
Ich weiß, es gibt für solche Fäll,
in Stuttgart a Beratungsstell.
Dia Herra, die dich dort berata,
dia heißt mer glaub ich, Psychopatha.
Am besta nimmst dir morgen frei
und fährst glei nach Stuagert nei.

Ich hab mich sofort aufgerappelt,
und dort mit dene Herra babbelt
Nun weiß ich ja , an solchen Plätzen,
muß mer möglichst hochdeutsch schwätzen.
Ich sag ganz fein, Herr Psychopath,
ich brauche dringend ihren Rat.

Drauf sagt der zu mir „Gnädige Frau",
Schildern sie den Fall genau
Wie es mit der Sex – u – a – li – tät
in ihrer Ehe geht und steht.

Das hat mich aber aufgeregt,
und ich hab sofort losgelegt.
„Was glaubet Sie, was da noch geht",
ja haltet Sie mich denn für blöd?
Mei Friederich hängt bloß no rum,
allmählich wird mir des zu dumm"

Drauf sagt er wieder „Gnädige Frau",
wie mir des richtig guat hat dau.
„Sie müssen Ihr Intimverhalten,
modern und interessant gestalten.
Sie müssen ihre Ehe würzen
und ihren Mann mit Charm becircen
Zu diesem Zweck find i ganz fesch,
schwarze Spitzen – Unterwäsch
Schwarz, das wirkt oft wie ein Wunder,
schwarz macht müde Männer munter"

Ich denk mir, schada kanns ja nix,
ziehst dich halt an, wie so a Schicks
s glei zom nächsta Lada nonder
ond kauf mir so an schwarza Plonder.
Am Wochenend werd ich`s probiera,
ond meinen Friederich verführa
Am Wochenend, da leg i los,
mit BH ond mit Unterhos

Am Samstag Obend glotzt dr mei
wie emmer en dr Fernseh nei.
I lauf vorbei ond sag o h o
ond wackle sinnlich mit dem Po.
Meinst, der hätt mich wahrgenomma,
em Fernseher isch grad ebbes komma,
da tut grad so a blonda Hex
mit Riesenbusa ond viel Sex
a unanstädigs Liedle lalla,
daß ihm d` Auga schier rausfallat

Nun werd ich aber ganz massiv
und stelle mich demonstrativ
direkt ond breit vor d`Klotze na
„Guck mi doch endlich amol a
Findst du mi denn gar net fesch
in meiner schwarza Unterwäsch?"

Meim Friederich, dem gibt`s einen Ruck,
er greift zur Bierflasch, trinkt en Schluck,
guckt mich an mit irrem Blick,
mir hupft mei Herz, i guck zurück
und dann . . . . . ich denk, mich laust der Aff,
minutalang war i ganz baff,
sagt der Simpel ungerührt:
„Isch mit der Oma was passiert?"

Des hot mir dann da Rest gegeben,
am liebsten möcht ich nimmer leben,
Ich nehm noch schnell a Schlaftablett
ond hau mi en mei Ehebett.

"Jeanette Röhm"

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