Hochzeitsgedicht: Heiraten wirklich richtig?

"War die Entscheidung zu heiraten wirklich richtig?" – oder –
"Wir lernen aus den Fehlern der Anderen und machen alles besser"
(vorzutragen von einer verheirateten Frau):

Liebes Brautpaar,
die wilde Ehe ist vorbei,
ihr Beide seid nun nicht mehr frei;
habt ihr auch wirklich nachgedacht,
ob ihr da nicht ’nen Fehler macht…

Ich als "alte" Ehefrau,
weiß es heute ganz genau,
dass die "rosarote" Brille
recht trüb sein kann für die Pupille
und nach der Hochzeitsnacht – oh Graus,
sieht manches dann ganz anders aus

Nun ist die Ehe legitim,
ein Leben lang hängst du an "ihm",
natürlich hängt auch er an dir,
so ist’s nun mal, das wissen wir.
Und all‘ die Süßholzraspelei
ist schneller als ihr denkt vorbei.

Was gestern wurd‘ noch ignoriert,
ist das, was morgen schon geniert,
welches Beispiel nehm‘ ich bloß,
ach, jetzt leg‘ ich einfach los:

Nehmen wir als erstes mal
die Zahnpasta auf dem Regal,
voll Elan, so ist es Sitte
quetsche ich sie in der Mitte,
was bislang noch kein Thema war,
denn man war kein Ehepaar.
Doch jetzt wirft er die Stirn in Falten,
er kann kaum mehr an sich halten
und ich hör‘ es ganz genau,
wie er murmelt: "Typisch Frau".

Ebenso werd‘ ich es wagen
und mich über ihn beklagen,
denn ich folge, glaubt mir nur,
bis ins Bad der Kleiderspur.
Das Hemd liegt auf dem Ehebett,
die Hose über’m Bügelbrett,
und die Socken hängen lose,
gemeinsam mit der Unterhose,
über eines Stuhles Lehne –
oh, wie ich mich nach Ordnung sehne;
nur das Unterhemd allein
fand den Weg ins Bad hinein.

Morgens schon in aller Frühe,
mache ich mir stets die Mühe,
ein leck’res Frühstück zu bereiten,
um den Tag gut einzuleiten,
auch hörte ich mal jemand sagen:
"Die Liebe, die geht durch den Magen."
Doch setz‘ ich mich zu meinem Mann,
schau ich nur Schwarzgedrucktes an,
denn an seines Kopfes statt,
seh‘ ich das "Schwäb’sche Tagesblatt".

(muss evtl. auf die entsprechende örtl. Presse abgewandelt werden)
An ein Gespräch ist nicht zu denken,
ich darf dafür Kaffee einschenken,
einst wurd‘ um die Zeit diskutiert,
heut‘ wird das Vesper nur geschmiert…
Und ist die Zeitung durchgeseh’n,
dann ist’s auch Zeit für ihn zu geh’n,
ich bekomm‘ noch schnell ’nen Kuss
der bis zum Abend halten muss.

Tja, ihr Beiden, wie ihr seht,
ist’s zum Umkehr’n schon zu spät,
und ich weiß noch viel, viel mehr,
das Lästern fällt mir gar nicht schwer

Für Frauen ist, ich sag es ehrlich,
das Badezimmer unentbehrlich,
was jedoch kein einz’ger Mann
wirklich nachvollziehen kann.
Duschen, schminken und lackieren,
pudern, fönen und polieren,
kämmen, cremen, Wimpern zupfen,
Zähne putzen, Rouge auftupfen –
das zieht sich schon ’ne Weile hin,
doch ich tu’s ja nur für ihr

Was er nicht verstehen kann,
denn er ist ja "nur" ein Mann
und er läuft im Dauertrab
vor’m Badezimmer auf und ab.

Früher hat’s ihn fasziniert,
wenn ich geschminkt war und lackiert,
und was hör‘ ich Ärmste heuer:
"Kriegsbemalung und zu teuer"

War er mal auf dem "stillen Ort",
dann merke ich das meist sofort,
denn das Schild "Wer pinkelt sitzt",
ist – wie üblich – ganz verspritzt,
auch die Brille steht nach oben,
das Clopapier ist schräg verschoben.
Die Spülung ist nicht ganz geglückt,
er hat die Spartaste gedrückt.
Ich spüle nach und wische auf,
leg‘ Brille auf die Schüssel drauf,
spür in mir eine Wut aufblitzen,
denn vor der Hochzeit konnt‘ er sitzen.

Bei Nächten so um plus 10 Grad
steht schon ein neues Leid parat.
Ihm ist es warm, er sagt: "Ich schwitze"
Ich selber hab‘ nicht so viel Hitze
und sehne mich nach Wärme-Graden,
drum schließ ich Fenster und auch Laden,
er fächelt Wind mit letzter Kraft,
denn er schmort schon im eig’nen Saft.

Und setzt er sich mal durch als Mann
und öffnet, was man öffnen kann,
dann müssen – zu raten ist’s nicht schwer,
Bettflasche, Strümpf und Teppich her.
Solchermaßen ausstaffiert,
hab‘ ich ihn noch nie verführt…

Tja, ihr Beiden, wie ihr seht,
ist’s zum Umkehr’n schon zu spät,
und ich weiß noch viel, viel mehr,
das Lästern fällt mir gar nicht schwer

Der Haushalt ist, ich sag’s salopp,
ein "Wiederholungs-Dauerjob",
und nach Jubeln steht mein Sinn,
wenn ich mit Putzen fertig bin;
doch das Jubeln wird zum Schrecken,
das Jauchzen bleibt im Halse stecken,
wenn auf den noch feuchten Fließen
plötzlich braune Flecken sprießen.
Noch vor dem Sichtkontakt ist klar,
wer Ursache der Dreckspur war –
Feierabend hat der Mann,
ich fang noch mal von vorne an

Der größte Streitpunkt – in der Tat,
ist meistens, wie ihr wisst, das Bad;
zwei Probleme war’n schon dran,
jetzt fang ich mit dem dritten an.
Wenn er sich Hände waschen will,
das Wasser plätschert friedlich, still,
um dann im Siphon festzusteh’n,
’s will nicht mehr vor-, nur rückwärts geh’n,
da weiß er meistens ganz genau,
Verstopfungs-Grund bin ich – die Frau.
Fast täglich häng‘ ich rein ins Becken,
ich muss mich ziemlich dabei strecken,
um meine Haare auszuspülen,
mal mit Warmwasser, mal mit kühlem,
so manches Haar geht dabei raus,
doch macht mir das fast gar nichts aus.
Ich schwenk die Teile schnell und munter
mit Wasser in den Ausguss runter.
Wenn dort genug versammelt sind,
verstopft das Rohr dann ganz geschwind,
was mich nicht wirklich kann erschrecken,
denn wir hab’n noch ein zweites Becken,
dort wasch‘ ich mich ganz ungeniert,
wenn er das and’re repariert.

Früher tat mein Mann mit Reizen
wirklich überhaupt nicht geizen,
mit enger Jeans und Waschbrettbauch,
da konnt‘ er das natürlich auch.
Der Po war knackig, die Muskeln straff,
auch heut‘ ist noch nichts bei ihm schlaff –
außer dem Jogging, der hängt munter,
wie ein Mehlsack an ihm runter.
Figurbetont ist da nichts mehr,
erotisch noch viel weniger.
Es lebe die Bequemlichkeit,
von jetzt an bis in alle Zeit

Tja, ihr Beiden…

So mancher Abend würd‘ sich lohnen,
für Gespräche, Diskussionen,
doch dann schellt, ihr ahnt es schon,
ganz penetrant das Telefon.
Ich geh‘ "kurz" ran – und bleib‘ dabei,
aus einer Stunde werden zwei,
die Freundin weiß mir zu berichten
vom Wetter und von Tratschgeschichten,
von Krankheit, Schule und von Kindern,
von neuen Schuhen, Nachbars Rindern;
die Uhr rückt vor, es wird schon spät
und Zeit, dass man zum Schlafen geht.
Die Diskussion mit meinem Mann
wird kurzerhand vertagt sodann,
auf morgen oder in zwei Wochen –
wir hab’n bis heut‘ noch nicht gesprochen…

Ich kann mich auch fast nicht mehr zügeln,
komm ich zum Lieblings-Hobby: "Bügeln".
So steh‘ ich manchmal Stund‘ um Stund‘
mit Hemdenkragen, Hosenbund,
mit T-Shirt oder Hosenlatz –
alles nur von meinem Schatz.
Wenn ich nach liebevoller Pflege,
die Kleidung in die Schränke lege,
dann wünsch‘ ich mir, dass er es merkt,
wie lang‘ ich da dran rumgewerkt.
Doch Pustekuchen, wenn man sieht,
wie er das Zeug vom Schrank rauszieht,
und lieblos in die Ecke drückt,
dann bin ich wirklich nicht entzückt,
ich mach‘ mit Müh‘ die Falten raus
und jetzt sieht’s wieder runzlig aus.

Was er besonders an mir mag,
ist, wenn er nach dem Arbeitstag,
ab und zu mehr Nähe will
und ich bin auffällig still.
Ganz besorgt er mich betrachtet,
auf jedes Wörtchen wird geachtet,
bis ich dann zum guten Schluss
doch mein Sätzchen sagen muss:
"Ich hab‘ Kopfweh, ’s ist ’ne Qual,
verschieb‘ es auf ein ander Mal."
Resigniert geht er davon
und brummt mit bitt’rem Unterton:
"Oh, Frau, das ist ein alter Zopf,
die Ausred‘ mit dem wehen Kopf,
die Woche kam zum vierten Mal,
die Phrase mit der Kopfweh-Qual,
und das weißt auch du genau –
so viel Kopf hat keine Frau"

Tja, ihr Beiden, wie ihr seht,
ist’s zum Umkehr’n schon zu spät,
aber ich werd‘ mich nicht zieren
und das Ganze korrigieren.
Denn was ich vorlas lang und breit
entsprach niemals der Wirklichkeit,
ich ginge, das ist wirklich wahr,
auch heut‘ mit ……. (Namen des Ehemannes einsetzen) noch zum Altar
Ich habe nie den Schritt bereut
zur legitimen Zweisamkeit

Auch euch von ganzem Herzen Glück,
denkt gern an diesen Tag zurück,
lasst es euch gut geh’n viele Jahr‘,
das fänden wir ganz wunderbar

"Birgit Pfister"

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