Das Töpfchen

Die Einladung haben wir mit Freude vernommen
und sind alle zu eurem Fest heut gekommen,

Doch so ´ne Hochzeit heutzutage
ist für die Gäste schon eine Plage.

Von jedem Gast ist zu bedenken
was kann man bloss dem Brautpaar schenken?
Zugang für das Internet,
für ’s Eheleben ein Wasserbett,

Schnupftabak anstelle Paffen,
könnt ihr selber euch beschaffen.
Discoroller, Telespiel,
Außenspiegel, Besenstiel,

viel Make up für das Gesicht –
ach nee, das braucht Ihr beiden nicht

Ein Oberklasse-Cabrio,
mit dem Taxi nach Bordeaux,

Raketenknall mit buntem Feuer ?
Kriegt ihr nicht, weil viel zu teuer.

Ein Glashaus mit ’nem Liegestuhl,
im Haus einen eigenen Swimmingpool,

’ne Brauerei für euch ganz allein,
hättet ihr gern, aber muss nicht sein
Kegelschuhe, Sägebock,
Gummistiefel, Wanderstock,

Badewanne, Telefon,
ach du schreck das habt ihr schon
Hängematte, Gartenzwerge,
Räucherofen, Blumenkörbe,

einen Papagei, der spricht –
diese Dinge braucht Ihr nicht
Was kann’s nun sein, das Euch erfreut,
und Euch erinnert gern an heut‘,

worauf vielleicht Ihr ganz erpicht,
ist nicht zu teuer und ihr habt ´s noch nicht?
An ein Präsent hab’n wir gedacht;
das Euch vielleicht viel Freude macht:
Es soll was sein von bleibendem Wert,
etwas was in jeden Haushalt gehört.

Drum kauften wir ein mit Sinn und Verstand:
Dies Töpfchen mit ´nem Blümchenrand.

Es ist ein Prachtstück, ein Allzweckgerät –
ein Töpfchen, das das ganze Leben lang hält

Und dieses Töpfchen – Gott sei Dank,
paßt ganz genau in Euren Schrank.

Ein Kenner sieht es auf den ersten Blick:
dies Töpfchen ist doch echt antik
Stellt es einfach zu den anderen Sachen,
es wird Euch bald schon Freude machen.
Die Jahre vergehen, das Töpfchen bleibt treu,
auch wenn es dann nicht mehr ist ganz neu

Für so viel kann man das Töpfchen nutzen
man sollte es ab und an nur blitzblank zu putzen
Und wie ich Euch kenn, fürsorglich und nett,
stellt Ihr mein Geschenk des nachts unter das Bett.

Ihr sollt noch ewig an heute denken
und sagen: man konnte uns nichts besseres schenken

Und schon manch einer denkt: ach wie nett
wenn ich doch auch so ´n Töpfchen hätt

Nicht umsonst nennt man es Thron
denn Kaiser und Könige hatten es schon.

Drum behandelt es lieb, zart und pfleglich
sonst zerbricht es euch eines Tages noch kläglich

Ich wünsche euch Gesundheit und Glück,
und verwahrt es gut, das edle Stück.

"Uschi"

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