Die Familientante

Grüß Gott, grüß Gott, oh wie ich rannte,
hier bin ich, die Familientante.
Ich hört’, dass Dagmar sich vermähle,
das traf mich tief in meiner Tantenseele.
Ich sprach zu mir: “Kind zögre nicht,
reis` hin, hier ruft dich deine Pflicht“

Das Bräutlein doch so jung an Jahren,
und dazu gänzlich unerfahren,
und sicher kommt die Angst sie an
vor diesem völlig fremden Mann.

Drum ließ ich alles um zu eilen
und meinen Rat ihr zu erteilen,
weil man dem Kind ja helfen muss.
Komm, gib der Tante einen Kuss
und lass dich in die Arme schließen.
Auch den Bräutigam will ich begrüßen,
den ich zum ersten Mal hier treffe,
der Sebastian ist jetzt mein Neffe.
Fürwahr, mein Kind, ich muss gestehn,
ein schöner Mann, der lässt sich sehn.

Wie ich richtig konnt’ verstehen,
will er mit dir auf Reisen gehen.
Auf Reisen, nein so junge Leute,
Allein Zu diesen Zeiten heute.
Das wäre wohl des Wahnsinns Spitze,
vor der ich treulich euch beschütze.
Drum fasst ich kurzerhand den Plan,
ich schließe mich euch Beiden an,
wie ihr auch reisen mögt und wo,
gell ihr beiden, jetzt seid´ ihr aber froh.

An alles habe ich gedacht
und gleich die Koffer mitgebracht.
Der junge Mann als Kavalier,
er trägt sie sicher gerne mir.
Und er verstaut sie auch im Wagen.
Nur eines möchte ich gleich sagen:
Die Kleider häng ich gern und Röcke,
Ihr habt doch Haken zu dem Zwecke?

Der Rest hat auf dem Rücksitz Platz
Du bist ja nicht so dick, mein Schatz
und wirst genügend Platz noch finden.
Mir selbst wird schlecht beim Fahren hinten,
weshalb, anstatt dass ich mich quäle,
mir meinen Platz stets vorne wähle.
So kann ich auch viel besser sehn,
um beim Chauffieren beizustehn.

Mein Hund schläft bei Sebastian im Hotel,
und morgens so um fünfe ganz schnell
musst du mit ihm Gassi gehen.
Du wirst ihn sicher bald verstehen,
er lässt ein deutlich Jaulen hören.
Dagmar und ich lassen uns nicht stören
und wählen unser Doppelzimmer
auf einem andern Stockwerk immer.

Morgens wird im Bett geblieben,
Ich denk bis mindestens um sieben.
Im Bett wolln wir das Frühstück nehmen,
dann kannst du meine Haare kämmen.
So bleibt Sebastian Zeit an jedem Morgen,
für Koffer und Gepäck zu sorgen.

Ihr seht die Sache ist durchdacht.
Auch Bücher hab ich mitgebracht,
damit uns abends nicht ereile
am Ende gar die Langeweile.

Auch bin ich gerne noch bereit,
dann in Berlin für einige Zeit
bei euch zu wohnen ein paar Wochen,
um dich zu prüfen dann beim Kochen.
Es eilt gar nicht. Wie ihr mich kennt,
bleib ich auch gerne bis Advent,
denn alles andre steht zurück,
hier geht`s um euer Eheglück

"Beitrag eingereicht von Ursula Waltritsch, Autor leider unbekannt"

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