Die Reifezeit

Rosen, Tulpen, Nelken, alle Blumen welken,
nur der Mensch wills nicht begreifen,
bei uns heißt das Altern – „reifen“.

Nun reif ich seit Jahnzehnten vor mich hin,
wann‘s angefangen hat, hab ich nicht mehr im Sinn.
Doch wars vielleicht in jenem Jahr,
als ich fand mein erstes graues Haar?

Doch es war mein Trost – man kanns ja kaum sehn,
und silber ist doch auch ganz schön
Nach einiger Zeit, da wusst ichs gewiss,
ich brauche jetzt ein neues Gebiss

Man soll nicht klagen über dritte Zähn‘
Sie tun nimmer weh und sind meistens schön.
Darum überkam mich der Drang und der Wille,
ich brauch nun eine schärfere Brille.

Seitdem gehts nun frisch und munter,
nach Bedarf: Brille rauf, Brille runter
Das Gehör stimmt noch – schlecht und recht
wenn man nicht alles versteht, ists nicht schlecht.

Denn brauch ich Gummistrümpf, die die Krampfadern schonen
und die strammen Waden betonen.
Für die wackeligen Knie einen Stecken,
ist auch gut, zum Räuber erschrecken.

Nun glaubte ich, bin ich versorgt mit allem,
da bin ich doch neulich in Ohnmacht gefallen
Und da wurde mir, ich war leise entsetzt,
ein Herzschrittmacher eingesetzt.

Nun kann ich nur sagen: der ist famos
wenns eigene Herz schlapp macht, legt er richtig los
An alles haben die Menschen gedacht,
was uns das „Reifen“ leichter macht.

nur eines vermiss ich, und das sehr,
bitte bringt auch das bald her:
Eine kleine Gedächtnisstütze,
leicht zu tragen unter der Mütze
Sollte das keinen Erfinder reizen?
Mit der Bezahlung tät ich nicht geizen.

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RuhestandGedichte
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