Und Friede auf Erden

Das schöne Fest damit begann, dass Onkel Hugo kurz nach sieben
kam ziemlich angesäuselt an, als schon bei Tisch war`n alle Lieben.
Er sprach, dass er geschäftlich noch erfüllen musste ein paar Pflichten.
Die Tante sagte:" Laß das doch, ich kenne ja schon die Geschichten.

Der Karpfen blau kam auf den Tisch, pikiert sprach Schwägerin Amanda: "Ich esse aber keinen Fisch", und setzte sich in die Veranda.
Die beiden Neffen Kurt und Max sich unterm Tisch fortwärend stießen
und fingen an, mit Kerzenwachs, das abgetropft, sich zu beschießen.
Der Tante Lenchen fiel ein Stück davon auf ihren Karpfenteller;
jedoch in diesem Augenblick wurd` plötzlich es im Raume heller.
Ein Rauschgoldengel brannte jetzt und neigte sich den Vorhangstoffen.
Die Tafelrunde saß entsetzt, und daraufhin war Polen offen.

Der Onkel Paul lief kreideweiß, um einen Eimer zu erhaschen,
der leider war gefüllt mit Eis und ein paar Sekt und Moselflaschen.
Die Sache ging noch einmal gut, dem Himmel Dank, es sollte glücken,
denn Paul griff Tante Emmys Hut mit ihm die Flammen zu ersticken.

Nun sprach die liebe Großmama und brachte alle zum Zerspringen,
weil sie so gut wie nichts mehr sah, man solle "Stille Nacht" mal singen.
Nach diesem reizenden Idyll ist man erneut zu Tisch gegangen.
Kaum saß man da, so hat es schrill im Flur zu klingeln angefangen.
Die Tante sprach " Wer kann das sein?" Ihr Mann erwiederte: " ja richtig,
ich lud noch Dr. Berger ein. Vergiß nicht Lenchen, die sind wichtig.
Die Hausfrau rang entsetzt nach Luft, ihr Gatte war bereits betrunken.
Sie knirschte innerlich: "Du Schuft Zu Weihnachten noch den Halunken"

Jetzt hub die Oma ahnungslos mit schriller, hoher Kinderstimme
zu singen an: " es ist ein Ros` entsprungen… Da begann das Schlimme.
Dem Onkel Paul war das zu bunt, er rief :" sei still: in seinem Ärger.
Zugleich erschien mit Frau und Hund, auch schon beschickert, Dr. Berger.
Man wünschte sich ein frohes Fest. Frau Berger haucht`:" ist das entzückend"
Denn Oma sang jetzt noch den Rest des Liedes, lächelnd um sich blickend.

Man hob darauf die Tafel auf, versammelt`sich im Herrenzímmer.
Von hier vernahm man bald darauf ein lautes Jaulen und Gewimmer.
Denn Bergers Hund vorm Christbaum stand und zerrte sich herab die Kringel,
die er ganz ausgezeichnet fand. Worauf mit Rauschen und Geklingel
der teure Edeltannenbaum fiel um, begrabend unter sich den Köter.
Auch beide Neffen noch im Raum – jedoch nur ein paar Momentchen später
gab`s ein Geschrei ganz fürchterlich, das bis zu allen Nachbarn hallte,
weil die Frau Berger, außer sich, der Tante Emmy ein paar knallte,
da diese ihren Hund brutal mit einem Regenschirm gehauen,
worauf die Männer auf einmal sich just so schlugen wie die Frauen.
Kurzum, es war ein schönes Bild, fast wie gemalt wie Ludwig Richter,
bis auf das Chaos wüst und wild und die geschwollenen Gesichter.

Als alles war vorbei um Zehn und fortgeräumt die vielen Trümmer,
da sprach die Großmama:" Wie schön" mit seligem, verklärten Schimmer.
"Das ist das Fest der Liebe, ja Man kann es immer wieder sehen.
Gebt mir noch einen Malaga. Dann möchte ich in mein Bettchen gehen"

Ein armes Kind, das draußen fror, dem man so gut wie nichts bescherte,
sah zu den Fenstern jetzt empor. Das arme Würmchen, es begehrte,
in diesem Glanz, so wunderbar, den es seit langem schon erträumte,
auch mal zu sein…. Wer macht ihm klar, dass es da, gottlob, nichts versäumte.

"Willi Eul"

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