Onkel Gisbert erzählt eine wahre Weihnachtsgeschichte

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit
ist unser Papa rappelbreit
Und weil´s viel Spaß macht, sind wir´s auch
Das ist schon lang Familienbrauch
Und zwischendurch, als frommer Mann
tritt Paps mit uns den Kirchgang an

Die anderen im Gotteshaus
sehn auch nicht gerade nüchtern aus…
Der arme Pfarrer schaut dem zu
der Anblick lässt ihm keine Ruh –
er sucht voll Gram im Messwein Trost
und sagt statt "Amen" nur noch "Prost"
Die Gläubigen nehm´n´s ohne Groll
an einem Tag so friedevoll
Weil´s erbaut und tief beseelt
wie er die Weihnachtspredigt hält:

"Vom Himmel hoch, der Engelschor
brüllt stinkevoll wie nie zuvor
In jenem Stall zu Betlehem
säuft Josef, ohne sich zu schäm´n
nach alt bekanntem Umgangston
auf seinen neu gebornen Sohn
Die Kumpels aus dem Morgenland
die haben ihm den Schnaps gebrannt
und plästern was die Leber hält
Die Bibel hatt´s falsch dargestellt

Der Weihnachtsmann im Tannenwald
hat sich auch ein´n reingeknallt
und schläft den Rausch im Irrenhaus
in einer Gummizelle aus"

Schnell tönt zum Schluss der Kirchenchor –
der Gottesmann hat noch was vor:
Die Schäflein werden schnell geweckt
Kollekte hurtig eingesteckt
und die reicht heute unbestritten
aus, sich richtig zuzuschütten

Die Sippe schwankt nach haus zurück
und widmet sich privatem Glück
(Der Leser [Hörer] dieses Stücks versteht
worin denn dieses Glück besteht…[glucki, glucki])
Doch erst Geschenke ausgepackt
bevor man ganz zusammen sackt –
und alle lachen froh und frei –
´s ist Gott sei dank der Nachschub bei

Ja, wenn erstrahlt der Weihnachtsbaum
und Mama kriecht auf Knien im Raum
der Junior – wer will´s ihm verübeln
Champagner säuft aus vollen Kübeln –
und Oma, die zum Frommsein mahnte
restlos, bis zur Oberkante
zugeknallt und abgefüllt
lauthals versaute Lieder brüllt
und nichts im Fass verkommen lässt –
dann haben wir ein WEIHNACHTSFEST

"Gisbert Zalich"

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