Aus der Sicht eines 65-jährigen Rentners

Die Jugend liegt nun hinter mir,
denn ich bin 65 Jahre,
und ich gesteh` auch gerne hier,
ich habe kaum noch Haare.

Die Kinder fliegen längst schon selber
und ringsum harret junges Blut,
auch die Zähne werden gelber,
Angorawäsche find` ich gut.

Ich denke gern an alte Zeiten,
an den Geschmack von Liebelei,
vergessen sind die vielen Pleiten
und die ganze Reiberei.

65 Jahre, welch ein Wunder,
habe ich doch glatt erreicht,
rein äußerlich wohl etwas runder,
doch besser als gesamt zu leicht.

Auf mich, da warten jetzt die Sachen
wozu ich nie gekommen bin,
in fernen Ländern will ich lachen
und nach Thailand flieg ich hin.

Komm ich zurück, dann mach ich alles,
doch nur was richtig Freude macht
Und im Falle eines Falles,
hau ich mal einen drauf, auch wenn es kracht.

Ich werd` sie endlich mal sortieren,
die Dinge in dem großen Schrank,
ab Mittag geh` ich dann spazieren,
und treff` mich an der grünen Bank.

Und werd` ich 70 liebe Leute,
dann müssen wir uns wiederseh`n,
mit dieser reichen Lebensbeute
ist dann doch alles doppelt schön.

Mit 70 wird man alt und älter.
Es trifft so manches Zipperlein
Ob es warm ist oder kälter,
an dem alten Balge ein.

Diesem schmerzen die Gelenke,
jenem tut die Galle weh,
dieser meidet die Getränke,
jenem drückt der kleine Zeh.

"Willi Eul"

Themen in diesem Beitrag:

RuhestandGedichte
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