Vorweihnachtszeit – auf bayrisch

Eigentlich woit i heia vui Geschenke selber basteln. I woaß a net, warum i jetz Jo wieder auf a so a dumme Idee kim.
Denn irgendwie lauft des scho seit 30 Jo, na stimmt net, es san scho mindestens 38 Jo, gleich ob. Aganga ist des eigentlich scho, wia i in da 5. Klass war. Na, stimmt net, eigentlich … seit i denka ka. Aufn Punkt brocht, i hob no nia a Basteltalent ghobt.

In da Volksschui scho is im Handarbeitsunterricht nix so richtig sche worn. Oba vielleicht hot des an da Lehrerin glegn, de des Maß für de seabagstrickten Handschuah an da dicksten und greßten Schülerin gnumma hot. De hot se wahrscheinlich denkt, wenn es Moß an da kleansten, da Brigiite (weil da Günther war ja im Werkunterricht, der war nämlich a kloa), nimm, passen de Handschuah da größten, da Pia, sicher net. Oba wenn es an da Pia meß, kann d’Brigitte de Handschuah vielleicht ois Mützen aufsetzen und dann hots sogar zwoa davo. Kinnts eich ihr vorstean, wos des für a Motivation is, wenn ma Handschuah stricka muaß, so groß wia a Klodeckel. I hobs dann zu Weihnachten meim Papa gschenkt, oba sogar dem warns vui zgroß.
Des is das erste handarbeitliche Misserfolg, an den i mi erinnern kann. Und i bin ma ganz sicher, dass de Handarbeitslehrerin schuid dra is, dass i so untalentiert bin.
In Freudenhain war i dann im Werkunterricht immer voll begeistert, wenn ma wos neis agfangt ham. Do hamma amoi z.B. so an Papagei aus Topfkratzerl bastelt. Mei der Vogel war in meine Vorstellungen so super. Und mit jeder Stund mehra, de i dra gearbeitet hob, is a dann imma greislicher worn. Überoi am Kratzerl war da Kleber pickt, oisse war schiaf. Auf d’Vogelgrippe ho i des damois a no net schiabn kinna. D’Mama hot se trotzdem drüber gfreit, zumindest hots a so da. Insgeheim hot sa se wahrscheinlich denkt, schod um des Topfkratzerl.
Ja, ja, so hot des sein Lauf gnumma.
Je älter i woarn bin, umso peinlicher war Handarbeit. I hob me dann, um de Peinlichkeit so weit wie möglich reduzieren zu können, sogar vom Stricka und Häkeln ärztlich befreien lossen. I hob behauptet, dass ma do mei operierter Finger ollawei so weht tuat. I bin meim Finger heit no dankbar, dass a operiert wern hot miassn, weil ma des vui Erniedrigung erspart hot.
Ja, wia i dann seaba Kinda ghobt hob, hama anfangs vui mitanander bastelt, oba nur so lang, wia de Basteleien der Kinder net besser warn, wie meine, und des war ziemlich boid.
Koa Wunda, dass an Bastelabend im Kindergarten net i, sondern da Hans abghoitn hot.
Wia dKinder dann in da Schui warn, hot se aussagstellt, dass i an a paar des Talent weitergebn hob.
Oda i kann go nix dafür, weil da Jonas hot wieda so a ideenreiche Handarbeitslehrerin ghobt. De ham drei Jo lang nur Puppen produziert. Puppe aus Papier, Puppe genäht, Puppe gestickt, Puppe aus Holz, Puppe aus Ton und Puppe aus Wolle. De gstrickte Puppn war so greislich, dass unser Nachbar mi gfrogt hot, ob i de Puppn bei da Beate Uhse kauft hob. Da Mund war nämlich a riesiger dunkelroter Kreis. Und Narben hots a ghobt, weil da Jonas Fehler nämlich net auftrennt, sondern aussagschnitten hot. Und bei da Hausaufgabe hob i eahm a net heafa kinna, weil i kann ja nur an Riesenhandschuah stricka.
Na, oba damit i wieder zruckkimm zum weihnachtlichen Basteln.
Es is immer no so. I seg wos schens, probiers und es wird nix. Und jetz Jo wieda stickts me.
So hob i heia a Bastelbuach durchgschaut und hob an ganz an filigranen Häkelstern gfundn, den ma dann auf a Weihnachtskarte klebn kann. Voller Tatendrang Häkelnadel und Wolle ausm Keller ghoit, Anleitung aufgeschlagen und gelesen:

1. Häkeln Sie einen Stern nach Ihrem Gefühl.

I woaß net, wias bei eich asschaut, oba gibt’s wirklich a Häkelgefühl? Ja, wenn i irgendwos noch Gfui häkeln kannt, breichat i eigentlich koa Bastelanleitung. Da Jonas hot gmoant, des Buach is bestimmt scho älter, weil früher hot ma sowos kinna.
Na ja, i hob dann noch Gfui gehäkelt und des undefinierbare Gestirn mit am super Gfui in die Mülltonne gworfa.
Am nächsten Tog bin i mit dem Bus in da Arbeit gfon. Seids ihr scho amoi im Advent mit dem Bus gfon? „Wiavui Sorten host denn du scho bocha?“ I ganz kloalaut: „Zwoa Sorten, oba koane zum Ausstecha, sondern zum Ausschneiden am Blech Und aufgessen hammas a scho“ Mei Nachbarin stimmt ma zua, weil ma kann e net sovui Pletzal essen, mog e koahna. Stad wern ma dann, wia ma oa redn hern: „17 Sorten hob i scho und 32 werns insgesamt. — Und de, de sogn, mogs e koahna, de liang, des is a Ausred, de san nur zfaul dazua“
I mecht aufspringa, mecht ihr erklärn, dass nur mei Handarbeitslehrerin schuld dra is, dass i koane Leckerl bocha kann, de ma verziern oder zsammklebn muaß, hob oba irgendwie Angst, dass de des net versteht.
Ihr wißt es auf jeden Fall, warum i koane Pletzal dabei hob und warum i ollwei gsogt hob, nur wer w i r k l i c h mog, kann oa mitnemma, nur koa Zwang.
Auf jeden Fall kriagt jeatz a jeda a kloans Gschenkerl von mir, oba koa Angst, des is net selber bastelt, nur selber eingewickelt.
Und i hoffe, ihr wißts des zu schätzen, dass i trotz Handarbeitstrauma 49 Gschenkerl eipackelt hob.
Und i hob beschlossen, dass i mia nie wieda vornimm, irgendwos zu basteln, i schreib liaba Gschichten.

"Brigitte aus Passau"

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