Die beste aller Hausfrauen

Jeden Abend – auch wenn´s regnet,
die beste Hausfrau uns begegnet,
nicht justament in Fleisch und Blut –
vom Bildschirm kennen wir sie gut.

Nach Nachrichten und Tagesschau
kommt sie zu uns, die Superfrau,
wenn Köppke sprach von Washington,
von Krisen dort und hier in Bonn,
dann drängt sie sich noch schnell ins Bild,
und alle starren dann wie wild
auf sie, die hübsch, adrett, gepflegt,
bezaubernd Heim und Haushalt hegt.

Man sieht sie dann Kartoffeln schälen,
sich mit Gemüseputzen quälen,
doch ihre Händ´, wir wissen´s schon,
pflegt sie mit Nährschutzlotion.

Stets gut gelaunt, charmant und heiter,
putzt sie mit Anmut, Grazie weiter
die Spiegel, Türen und den Schrank,
und mühelos wird alles blank –
sie hat ja Dor, das, wie ihr wißt,
für Glanz das allerbeste ist.

Kommt er dann heim, total durchnäßt,
sie sich´s bestimmt nicht nehmen läßt,
mit heißer Suppe ihn zu laben,
denn Warmes muß der Mensch doch haben

Gelegentlich, da kann es sein,
dann schaut sie nicht so freundlich drein,
denn auf dem Tischtuch – lieber Schreck,
erblickt sie einen blassen Fleck.
Doch sieht man sie dann nicht verzagen:
sie kann ja Clementine fragen,
sie stets mit freundlich-froher Miene
bereit steht an der Waschmaschine
wie eine Fee vom Märchenland,
das richt´ge Mittel in der Hand,
das nicht nur oberflächlich reinigt –
nein, alle Kraft in sich vereinigt –
die ach, so sauber wie gekocht
den Schmutz aus allen Poren pocht.

Und weiter geht´s dann mit der Schau,
wie sehen unsre Superfrau
wie immer – reizend anzusehn –
im Badezimmer fröhlich stehn,
wo sie der Tochter wäscht den Kopf:
"Er fühlt sich besser an, dein Schopf,
wenn wir nicht richt´ges Shampoo nähmen,
wär´n nicht so kräftig deine Strähnen."

Die richtige Gardinenwahl
bereitet ihr auch keine Qual –
die Goldkante, die nehm´n wir doch:
sie weiß es – von Marianne Koch

Die junge Frau, die Sorgen hat,
holt sich bei ihr den guten Rat.
Das Baby schreit, hat keinen Spaß,
die Windelhos´ ist wieder naß
Für Pipi und den andren Schmutz
hat sie parat den Nässeschutz.
Dann strahlen beide wieder froh
und küssen Babys blanken Po

Die Bildschirmhausfrau – wie ihr schon wißt –
stets nett zu ihrem Gatten ist.
Mit Ernst erforscht sie ihr Gewissen,
ob Unterhosen weich sein müssen,
die angegrauten Oberhemden
tut pfleglich sie in Sanso wenden.
Sie putzt mit Kukident die Zähne
färbt schwarz die grau-melierte Mähne.
Das Badezimmer und´s WC
sind klinisch rein und stets o. k.,
weil sie den Meister Proper fand
mit dem Gen´ral gleich Hand in Hand.

Ihr Mund – es ist ein Hochgenuß –
ist atemfrisch bereit zum Kuß.
Die falschen Zähne im Gebiß
sind strahlend sauber – ganz gewiß
sie sitzen fest – wär´doch gelacht,
sie beißt ins Brötchen, daß es kracht.

Geht´s ins Theater – auf die Schnelle
ein falscher Zopf ist gleich zur Stelle –
und war der Mann erst schlecht gelaunt,
bewundernd steht er jetzt und staunt,
daß ihm sein Weib in Windesschnelle
als Film-Diva steht auf der Schwelle
mit Kleidung – frisch von Neckermann,
die per Versand man kaufen kann.

So könnt´ ich euch noch viel berichten
und stundenlang hier weiterdichten.
Ihr kennt die Mittel, die Reklame –
ihr wißt sie all beim richt´gen Name.
Denn wenn ich in den Spiegel schau´,
denn seh´ ich keine Superfrau.

Zu mir kommt nie die Clementine,
steht hilfreich an der Waschmaschine,
und auch der Meister Proper gar
noch nie in meiner Küche war.
Den General – ich muß gestehn
hab´ ich bei mir noch nie gesehn.

Und auch die Falten im Gesicht
verschwinden mit viel Creme nicht;
seht Oil of Olaz hat versagt –
da habe ich mich dann gefragt,
ich frag´auch euch, ihr Brüder, Schwestern
– wir sind doch alle nicht von gestern?
hängt unser ganzes Lebensglück
nur ab von dem Reklame-Trick?

Ich mag nicht, daß man viel verspricht,
das meiste davon stimmt ja nicht

Doch, liebe Narren, hier und heut
stimmt alles, denn die Riesenfreud
ist echt hier in dem großen Saal
beim tollen Frauen-Karneval

Zum Schluß, ihr Damen – hört den Rat:
tut heute eine gute Tat
und gebt dem Papa einen aus,
laßt leben ihn in Saus und Braus.
Seid lieb und macht ihm Komplimente,
dann glaubt er selber noch am Ende,
wenn er dann ist ein bißchen blau,
ich hab´ sie, diese Superfrau

"Brigitte Hülzevoort-Schmidt"

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