Is´dat`n Scheiß

Geburtstag ist schon wieder da, der gleiche Scheiß wie letztes Jahr.
Die Horden kommen angerannt und schütteln Dir wie blöd die Hand,
Sie küssen und umarmen Dich, ach wie ist das widerlich
Tätscheln süßlich Deine Wange, da wird Dir mit Recht ganz Angst und Bange, und jeder gar ein Sprüchlein weiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Doch es kommt noch viel schlimmer: denn hast Du sie erst mal im Zimmer, dann fängt dass große Tratschen an, man spricht vom Geld, vom Kind, vom Mann.
Und zwischendurch wird eingestreut, hast Du nicht dies und das bereut,
was da so im vergangenen Jahr, an Schwierigkeit zu regeln war?
Kurzum man rädert Dich mit Fleiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Beinah‘ hätt‘ ich das voll vergesse: Die woll’n ja alle auch was essen
Da Du den Ablauf ja schon kennst, jetzt schnurstracks in die Küche rennst, um für die buckligen Kadetten, die blöden, und auch für die netten, den Mampf zu holen – kalt und heiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Damit auch wirklich jedermann, den Futtersack sich vollhau’n kann,
sind die Portionen, das ist klar, noch größer als im letzten Jahr.
Jetzt sieht man alle emsig kauen, man hört ein heimliches Verdauen,
nur einer schreit noch nach mehr Reis – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Kaum dass alle abgefüllt, man schon nach was zu saufen brüllt.
Hier zeigt sich Organisation, Deine Schluckis hier die kennst Du schon,
zum Anfang mal die leichten Sachen, die reichen g’rad‘ zum Muntermachen.
Doch richtig fetzig wird’s erst dann, wenn man auch Schnäpse saufen kann.
Dazu noch Bier, gleich kastenweis‘ – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Bald hörst Du nur noch stöhn und lall, dann weißt Du`s, jetzt sind alle prall
Der eine ist im Suff ganz still, der andre schreit, und zwar ganz schrill.
Ein Dritter weint ganz leis ins Kissen, ihm geht es plötzlich ganz beschissen,
weil er nicht mehr recht weiter weiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Der Morgen bricht schon langsam an, und aufm Klo erbricht ein Mann.
Jetzt heißt es mutig zuzupacken, sonst woll’n sie auch noch bei Dir kacken.
Mit sehr viel List und noch mehr Tücke, sagst Du jetzt jedem, mach ’ne Mücke.
Und vorsichtig, mit viel Gespür, schiebst Du den letzten aus der Tür.
Der schaut Dich an und sagt betroffen: Junge, bin ich heut besoffen,
dann wird ihm schlecht, Dir wird ganz heiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Dann machst Du leis‘ die Türe zu und weißt, jetzt hab ich endlich Ruh.
Ein letzter Blick ins Partyzimmer, der Saustall wird auch immer schlimmer, voll Grausen wendest Du Dich ab, für heute reicht’s, und nicht zu knapp.
Und noch ein kurzer Spiegelblick, Du prallst fast vor Dir selbst zurück:
Die Augen rot, die Haut ganz weiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß.

Bei diesem Anblick könnt ich flennen: Oh man, ich geh jetzt lieber pennen, doch noch im Traum da wird Dir klar, jetzt hast Du Zeit bis nächstes Jahr
Dann treffen sich hier wieder alle, Kleine, Große, Dünne, Dralle,
mit irrem Blick und leerem Magen, sind sie bereit voll zuzuschlagen.
Auf Deiner Stirn, da perlt der Schweiß – mein lieber Mann, is‘ dat’n Scheiß

Robert Beyer und Freunde

Themen in diesem Beitrag:

GeburtstagGedichte
WordPress Cookie Hinweis von Real Cookie Banner