Der verkehrt gedrehte Film

Etwas Komisches hab‘ ich im Kino geseh´n,
ich sah einen Film sich verkehrt rum abdreh´n,
alle gingen rückwärts, es war zum schrei´n,
was zuvor sonst kommt, folgt jetzt hinterdrein.

Erst musste ich lachen, doch dann fiel mir ein:
wenn das Wirklichkeit wäre, was würde dann sein?

Da gab’s keinen Hunger mehr, keine Not,
jeder greift an den Mund nur und holt raus sich sein Brot.
Oder man kaut und ein warmes Würstchen kommt raus,
und aus vielen Würsten wird ein lebendiges Pferd wieder draus.

Und das Schönste, weil alles umgekehrt,
zahlt der Ober dem Gast vorher was er verzehrt.
Das heißt "verzehrt" ist dann nicht mehr das richtige Wort,
denn der Gast gibt was von sich und der Ober trägt’s fort.

Kein Diebstahl mehr trübt der Menschen Glück,
jeder Dieb läuft doch rückwärts und bringt alles zurück.
Und die Freude der Hausfrauen möcht‘ ich mal seh’n,
wenn die Stromuhren sich alle rückwärts dreh’n.

Auch das Kriegsende das wäre ein Hochgenuss,
man beginnt zuerst mit dem Friedensschluss.
Die Kugeln flögen diplomatisch mit Geschick
in die Flinten und die Kanonen zurück.
Voller Mut zieht dann selbst die Etappe nach Haus,
und auf die Kriegsanleihe kriegt jeder sein Geld wieder raus.

Dann käm auch das Krieg führen ganz aus der Mode
und auch das Sterben und die Angst vor dem Tode,
denn man weiß, jeder Mensch hat das gleiche Geschick,
er kehrt als Kind in die Wiege zurück.

So wär die Welt vollkommen und schön,
man muss sie nur mal verkehrt herum dreh’n.

"Brunhilde Wojke"

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