Keine Zeit

Das schlimmste Übel weit und breit,
das ist der Satz: „Hab keine Zeit"

Die Zeit ist hektisch, alles rennt,
kaum einer seinen Nachbarn kennt.
Die Autos fahren schnell daher,
ein Fußgänger, der zählt nicht mehr.
Zu Hause läuft der Flimmerkasten,
man drückt nur lässig auf die Tasten,
und schon hat man – wie vorbestellt,
den großen Duft der weiten Welt.

Man lässt vom Bildschirm sich berieseln,
die Ehen fangen an zu kriseln.
Man spricht kaum noch ein einzig Wort,
ist in Gedanken ganz weit fort.
Und so kommt es, dass weit und breit,
kein Mensch hat für den andern Zeit.

Besuche machen gib’s nicht mehr,
ja selbst der Briefkasten bleibt leer.
Und fragt man mal per Telefon:
„Na Du, wie geht’s, ich warte schon?"
Hab keine Zeit, Dich zu besuchen,
mein Mann tat für Mallorca buchen
Muss schnell noch einiges besorgen,
na` warte mal, vielleicht passt’s morgen.
Oder schick` Dir eine Karte, 
worauf ich leider heut noch warte.
Alles hektisch weit und breit,
kein Mensch hat für den andern Zeit.

Doch einmal geht die Zeit zu Ende,
dann tritt sie ein, die große Wende.
Es kommt der Tod: „Bist Du bereit?"
Er fragt nicht lange: „Hast Du Zeit?"
Er fragt auch nicht, ob arm, ob reich,
bei Ihm sind wir ja alle gleich.
Drum nimm Dir Zeit, so lang es geht,
solang der Mensch im Leben steht.
Wenn er erst auf dem Friedhof ruht,
man macht so leicht nichts wieder gut.
Ja selbst der schönste Blumenstrauß,
holt keinen aus dem Grabe raus

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